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Carole Dieschbourg: "Herr Trump irrt sich, das Pariser Abkommen wird nicht neu verhandelt. "
Interview: Spiegel Online (Christophe Seidler)
SPIEGEL ONLINE: US-Präsident Trump will das Klimaabkommen von Paris neu verhandeln. Haben Sie sich schon mal überlegt, was Sie ihm da so anbieten können?
Carole Dieschbourg: Herr Trump irrt sich, das Pariser Abkommen wird nicht neu verhandelt. Das haben auch Deutschland, Frankreich und Italien gerade noch einmal klargemacht. Man braucht sich also nicht zu überlegen, was man ihm anbietet. Außer natürlich, dass man Trump sagt, dass die Tür zu den Verhandlungen weiter offensteht. Vielleicht will er es sich ja noch mal überlegen. Trump befindet sich da in einer sehr kleinen, kuriosen Runde. Nur Nicaragua und Syrien sind nicht im Klimaabkommen, vielleicht kann er da anklopfen für weitere Verhandlungen.
SPIEGEL ONLINE: Das Abkommen von Paris zwingt niemanden zu CO2-Minderung. Alles ist freiwillig. Hat Trump den Vertrag überhaupt begriffen?
Carole Dieschbourg: Aus dem was er sagt, ziehe ich den Schluss, dass er das Klimaabkommen falsch interpretiert und nicht verstanden hat. Er hat auch einen enormen Realitätsverlust. Er versucht ein globales Problem des 21. Jahrhunderts mit Politiken des 19. Jahrhunderts zu lösen. Trump handelt rückwärtsgewandt und operiert mit falschen Zahlen.
SPIEGEL ONLINE: Die US-Kündigung des Abkommens wird erst im November 2020 wirksam. Wie werden die USA bis dahin bei den internationalen Klimaverhandlungen auftreten?
Carole Dieschbourg: Wir haben bereits bei den letzten Klimagesprächen in Bonn festgestellt, dass sich die USA bei der Klimaschutz-Finanzierung zurückziehen. Für Aufrüstung ist Geld da. Für die Ärmsten der Armen in den vom Klimawandel am stärksten betroffenen Ländern nicht. Das ist unverantwortlich und politisch asozial.
SPIEGEL ONLINE: Wenn die USA jetzt weniger Treibhausgase einsparen als zugesagt, muss jemand anders die entstandene Lücke füllen. Wer genau soll das tun?
Carole Dieschbourg: Die USA sind der weltweit zweitwichtigste CO2-Emmitent. Da werden andere auf Dauer einspringen müssen, klar. Ich vertraue stark auf neue Allianzen, die sich jetzt bilden. Die EU und China rücken näher zusammen. Der indische Premier ist gerade in Deutschland und Frankreich unterwegs. Auch dort dürfte es ein Bekenntnis zu Klimaschutz geben. Und wollen wir doch erst mal sehen, wie groß die Lücke tatsächlich wird. Trump ist nicht die USA. Sowohl Regionen wie New York als auch Bundesstaaten wie Kalifornien und die US-Wirtschaft haben klargemacht, dass sie weiter am Klimaschutz festhalten. 70 Prozent der Menschen in den USA wollen weiter Klimaschutz betreiben.
SPIEGEL ONLINE: Egal wie groß die verbleibende Lücke auch ist - irgendwer wird beim Klimaschutz mehr liefern müssen als bisher zugesagt. Noch mal: Wer genau soll das tun?
Carole Dieschbourg: Alle müssen mitziehen, die das Pariser Abkommen ernstnehmen. In der EU brauchen wir eine Achse Deutschland-Frankreich. Von dort müssen Initiativen kommen. Wir dürfen uns nicht in kleinem Geplänkel verheddern. Worte und Erklärungen reichen nicht aus. Wir brauchen in den Verhandlungen zur Umsetzung des Klimaabkommens in der EU konkrete Schritte für weitere Reduktionen.
SPIEGEL ONLINE: Deutschland hat, freundlich ausgedrückt, Probleme, seine Klimaziele zu erreichen. Was soll da noch kommen?
Carole Dieschbourg: Luxemburg ist auch mit hohen Emissionen gestartet. Und jetzt sind wir dabei, unsere Ziele zu erreichen. Da wurde auch jahrelang diskutiert, ob wir das bei unserer schnell wachsenden Wirtschaft schaffen. Ich glaube, dass sich mit klaren politischen Entscheidungen viel bewegen lässt.